Die Bergmanderl und der Müller
Zwischen Eibenstein und Raabs an der Thaya liegt eine Reihe von Mühlen, die unter den alten Namen Lehstein-, Unterfinnigsteig-, Oberfinnigsteig-, und Rothmühle (heute als Haidlmühle) bekannt sind. Bei dieser Rothmühle war sehr lange eine Überfuhr eingerichtet, weil hier auf der linken Seite des Flusses der Steig nicht mehr benützbar war, da die Felsen ganz an das Wasser heranreichten.
Vor langer Zeit hörte der Rothmüller einmal spät am Abend, als er in der Mahlstube Nachschau hielt, das bekannte „Hol über“ laut, aber von einer feinen Stimme gerufen. Als er daraufhin ans Ufer ging und auf die andere Seite blickte, sah er eine Anzahl Kinder, wie er glaubte, stehen, die überfahren wollten. Er fuhr also auf die andere Seite des Ufers und war dann sehr erstaunt, als er da eine Menge Bergmanderl stehen sah, die ihn baten, sie um Gottes Lohn ans rechte Ufer der Thaya zu bringen. Währenddessen kamen aber immer mehr solch kleiner Manderl, und zwar alle aus dem Kollmitzberge, so viele, dass der Müller eine ganze Stunde hin und her fahren musste, und immer war das Boot voll kleiner Menschen. Am rechten Flussufer angekommen, verschwanden die Bergmanderl alsbald spurlos in der Richtung gegen die Teufelskirchenhöhe. Seit der Zeit aber hatte der Müller Glück in allen seinen Unternehmungen. Im Kollmitzberg, der innen hohl ist, sollen aber noch andere Bergmanderl hausen.