Die Zerstörung des Schlosses Kollmitz
Die Tempelritter auf der Thayaburg Eibenstein bemühten sich schon längere Zeit, in den Besitz der noch heidnischen Burg Kollmitz zu gelangen. Wohlgerüstet zogen sie einmal mit ihren Mannen thayaaufwärts, um sie zu bezwingen. Sie umstellten die Burg und brachten die schöne Besitzerin derselben in ein hartes Gedränge. Als die Burg nicht länger mehr zu halten war, sagten die Templer der Burgherrin nur unter der Bedingung freien Abzug zu, wenn sie sich zum Christentum bekehren wolle. Die stolze Heidin bat sich eine dreitägige Bedenkzeit aus, nicht aber, um sich das gestellte Angebot zu überlegen, sondern um ihren im Kampfe gefallenen Bräutigam beerdigen zu können; auch wollte sie an dem darauf folgenden Tage der Sonnenwende noch den Göttern das letzte Opfer darbringen. Als der Abend des dritten Tages herangebrochen war, schlugen plötzlich hell lodernde Flammen aus allen Teilen der prachtvollen Burg hervor, das letzte Feuer, welches auf diesem Berge und in dessen Umgebung gesehen wurde. Die Burgherrin trat, begleitet von ihrem treuen Hunde, aus der brennenden Burg heraus und stürzte sich von einer Felsplatte in die gähnende Tiefe. Die Templer konnten erst am nächsten Tage in die Burg eindringen, fanden aber alles leer und zogen wieder nach Eibenstein zurück.
Der treue Hund bewachte seine tote Herrin bis zum nächsten Abend, worauf er zur Burg Gaber zu einem dort hausenden, den heidnischen Göttern ebenfalls noch treu gebliebenen alten Chieser lief und ihm durch auffallendes Gebaren zu verstehen gab, mit ihm zu gehen. Dieser folgte ihm auch sofort und fand so seinen Liebling, das herrliche Burgfräulein, mit zerschmetterten Gliedern am Fuße des Absturzes liegen. Noch in derselben Nacht schaffte er den Leichnam in die zerstörte Burg, begrub ihn dort und häufte Mauerreste und Steingerölle auf das Grab, damit niemand die Stelle finden könne. Dann ging der Alte wieder nach dem Gaber zurück und wurde seit dieser Zeit nicht mehr gesehen. Der treue Hund verblieb aber auf dem Grabe seiner Herrin und niemand wagte sich in seine Nähe. Ein Köhler, der sich einmal nachts dorthin verirrte, sah einen großen schwarzen Hund mit glühenden Augen auf dem Berge liegen und Hexen auf den Steintrümmern, den Überresten der Burg, herumtanzen.